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Interview mit Miroslav Dimov

geführt von Evgeniya Kavaldzhieva, Nov. 2014
aus dem Englischen übersetzt von Paul Grathwohl
 
Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu Deinem ersten Preis beim PAS Wettbewerb in Italien! Erzähl uns doch etwas mehr über diesen Wettbewerb und Deine persönlichen Erfahrungen dort...
 
Vielen Dank für die Glückwünsche und vielen Dank für die Möglichkeit Eure Fragen zu beantworten. Ich fühle mich sehr geehrt! Das internationale Festival "Day of Percussion" der Percussive Arts Society Italy, mit dem künstlerischen Leiter und Präsidenten Antonio Santangelo fand zum 12. Mal statt. Es war in "Serena Majestic", Montesilvano, Pescara, Italien. Es ist eins der größten internationalen Percussion Foren, es gab 280 Kandidaten, die aus 34 Ländern gekommen sind! Den Hauptanteil am Erfolg dieses musikalischen Ereignisses haben die Organisatoren: Antonio Santangelo, seine Familie und ihre Freunde, die alles so perfekt organisiert haben.
Der Wettbewerb beinhaltete Komposition und fünf Percussion Arten: Marimba, Vibraphon, Pauke, Kleine Trommel und Drum Set. Die Juries waren gezielt ausgewählt und aus der ganzen Welt eingeladen: Einige der berühmtesten Komponisten und Künstler der höchsten Klasse. Ihr kennt die Namen von Emmanuel Sejourne, Eriko Daimo, Pius Cheung, Casey Cangelosi, David Friedman, Ruud Wiener, Zoro, Urs Wiesner, Jean-Francois Leze, Ignacio Ceballos Martin, Liu Heng und Playmobeat. Neben dem Wettbewerb gab es Konzerte der Jury-Mitglieder und auch Meisterkurse. Wenn Ihr Zeit habt, empfehle ich Euch dort nächstes Jahr hinzugehen. Es ist ein faszinierendes Forum mit so vielen Leuten und jeder zweite ist ein Perkussionist, so dass Ihr Eure Erfahrungen austauschen könnt und neue Freundschaften und Beziehungen aufbauen könnt.
Ich selbst habe mich entschieden bei der Marimba-Kategorie teilzunehmen, da es mein Lieblings-Percussion-Instrument ist. Es gab drei Gruppen in der Marimba-Kategorie, von jungen Spielern hin zu älteren - A, B, C. Interssanterweise war ich zu jung für die höchste Wettbewerbs-Gruppe (Gruppe C). Ich habe extra einen Brief an Herrn Santangelo geschrieben mit der Bitte, meine Bewerbung für Gruppe C statt für Gruppe B zu akzeptieren. Die Antwort war: "Wenn Du gut vorbereitet bist, gibt es kein Problem." Ich danke ihm herzlich für die Möglichkeit mit einigen der besten Spieler der Marimbaszene in den Wettbewerb gehen zu können.
Ich war eine Woche lang dort und wie bei jedem großen Wettbewerb gab es bis zum Ende eine hohe Dosis Streß. Ich vermute, dass ich dank meiner Vorbereitung, 8 Stunden Übung jeden einzelnen Tag während des ganzen Sommers, und meiner mentalen Verfassung erfolgreich war. Selbst wenn Du mit dem Material gut vorbereitet bist, gibt es das Pech, dass Du wenn Du dann auf der Bühne vor diesen Weltklassekünstlern stehst und Dich mit anderen großartigen Performern messen willst, dass Du einen schlechten Tag hast und sich das in Deinem Spiel zeigt. Die richtige Konzentration ist im Wettbewerb sehr wichtig. Die Finalrunde war ein Recital von bis zu 25 Minuten und wir waren nur noch vier Spieler, die bis zu dieser Runde gekommen sind. Ich habe folgende Stücke gespielt: Johann Sebastian Bach "Cello Suite 1, Prelude"; Domenico Scarlatti "Sonata K 98 für Cembalo"; Andrew Thomas "Merlin for solo Marimba" und am Ende Kiril Stoyanov "Madrigal and Horo". Ich wollte mit etwas aus meinem schönen Land aufhören - Bulgarien, nirgends sonst auf der Welt kann man diese "heilenden" Melodien hören, und so dachte ich, dass das der passende Moment wäre, um unsere traditionelle Volksmusik zu zeigen.
Ich war so glücklich, als ich meinen Namen mit 95/100 Punkten sah - erster Preis und dazu noch den Preis mit dem tollen Instrument von Bergerault! Das ist mein erster Preis in einem Wettbewerb der Europäischen Union! Am selben Tag war ein Preisträger-Konzert mit den 14 Finalisten mit ersten Preisen aus jeder Kategorie des Wettbewerbs.
Ich spielte Domenico Scarlatti "Sonata K 98" und es wurde mit einem Beifallssturm gegrüßt.
 
In den letzten 10 Jahren spielen junge Perkussionisten mehr und mehr Marimba. Was ist die Motivation so ein Instrument zu spielen und was sind die Perspektiven für einen Marimba-Spieler?
 
Für mich ist es etwas besonderes Marimba zu spielen, weil man nicht nur wie für Schlaginstrumente typisch den Rhythmus macht, sondern Du spielst die Melodielinie, Du kannst Dich selbst und Deine Gefühle durch die Musik in einer einzigartigen Weise mit den Mallets ausdrücken. Das Instrument hat soviele Qualitäten und kann Dir soviele verschiedene Wege geben die Noten zu spielen und zu hören. Reich an Klangfarben und Obertönen, kraftvoll. Ich bin sicher, dass das Instrument in 10-15 Jahren eins der bekannteren sein wird und vielleicht in der Oberliga der klassischen Soloinstrumente der Welt mitspielt. Zusätzlich ist da die Virtuosität des Instruments. Alle Menschen, die keine Musiker sind (aber natürlich nicht nur), die einen Auftritt eines guten Marimbaspielers sehen, sind vollkommen beeindruckt von der Art mit den Schlegel zu spielen und von dem Klang, der so kraftvoll und in anderer Weise aber auch so fein ist, der den Körper einhüllt mit so verschiedenen Klangvibrationen. Genau deshalb und wegen vielen weiteren Aspekten, die man sieht und fühlt, wenn man Marimba live sieht und hört, gibt es soviele junge Schlagzeuger, die den Wunsch haben mehr und mehr dieses Instrument zu spielen.
Nur mit der Marimba erfolgreich zu sein, ist in diesem Moment eine sehr schwere Aufgabe, genauso wie es mit jedem klassischen Instrument sehr schwer ist als Solist erfolgreich zu sein, aber ich denke, wenn man es wirklich will und hart arbeitet, ist alles im Leben möglich.
 
Mit Deinen Scarlatti Aufführungen in den sozialen Netzwerken hast Du sogar die berühmtesten Marimbisten beeindruckt? Warum Scarlatti? Warum führst Du die alten Meister auf?
 
Domenico Scarlatti ist einer der besten und berühmtesten Komponisten des Barock. Seine Kompositionen haben hohe Emotionalität, virtuose Phrasen, klare Schwingungen und positive Ausstrahlung. Seine Musik hat die Entwicklung des klassischen Stils beeinflusst und er komponierte in einer Vielfalt von musikalischen Formen, aber er ist heute vor allem bekannt für seine 555 Cembalo Sonaten. Ich genieße seinen Kompositionsstil so sehr, die schnellen Tempi und die starke Energie, die man fühlen kann, wenn man seine Werke spielt. Ich als Musiker, der den Willen zum Experiment hat und neue Arten des Selbstausdrucks mit meinem Lieblingsinstrument wiedererfinden will, neue Klangfarben, habe mich entschieden, dass meine Initiative am Anfang starten muss, von der für mich pursten und kristallinen Musik - dem Barock.
Die Struktur der Platten der Marimba ist sehr ähnlich zu der von Keyboard-/Piano-Instrumenten. Deshalb waren meine ersten Versuche die Cembalo Sonaten eines meiner Lieblingskomponisten zu transkribieren und aufzuführen - Domenico Scarlatti.
Die größte Schwierigkeit war die Aufführung in dem Tempo, das der Komponist angegeben hat. Ein Pianist hat 10 Finger und wir Marimbisten sind auf nur vier Schlegel begrenzt. Natürlich gibt es Techniken mit sechs Schlegen zu spielen, aber sie bieten nicht die nötige Kontrolle und Geschwindigkeit für diese Art Musik. Nach vielen Arbeitsstunden war das Ergebnis erfolgreich und unglaublich. Virtuosität in der Aufführung, der klare und weiche Klang der Marimba und die Perfektion der Kompositionen des Barocks, es würde jeden beeindrucken.
Meiner Meinung nach wäre die Marimba in der heutigen Form ein Instrument von großem Interesse für fast alle Barock-Komponisten gewesen, wenn es denn damals existiert hätte. Aus diesem Grund mache ich weiter damit Adpationen und Transkriptionen des Barocks anzufertigen und aufzuführen: A. Vivaldi - Sommer aus den Vier Jahreszeiten, J.S. Bach - Cembalo Konzert No. 1 in d-moll, J.S. Bachs Fuge in g-moll, eine brandneue Transkription mit neuer Orchestrierung von A. Vivaldi - La Folia und viele mehr.
 
Du kommst aus Bulgarien. Welche Rolle spielt die Marimba dort im musikalischen Leben und der Schlagzeug-Szene?
 
Unsere traditionelle Musik ist sehr reich an Rhythmen und musikalischen Formen, lyrisch und auch dramatisch, so wie unsere schöne Natur. Früher war der Hauptmotor, der die Perkussion-Kultur in Bulgarien vorangebracht hat, Prof. Dobri Paliev. Er hat die Tradition in allen Bereich der perkussiven Kunst in unserem Land gegründet, jeder junge Künstler hier und auch in vielen Teilen der Welt beginnt seine Ausbildung mit Übungen und Hinweisen von Prof. Paliev und setzt die Ausbildung auch damit fort. Das ist die verlässlichste Methode für den soliden Aufbau eines professionellen Perkussionisten.
Seit den letzten Jahren ist Prof. Tatiana Karparova die Leiterin des Perkussion-Bereichs der "National Academy of Music" in Sofia. Ich bin sehr dankbar und glücklich unter der Anleitung von Prof. Karparova zu lernen und zu wachsen und dass ich alle meine kreativen Ideen mit ihr teilen kann. Sie hat eine große Mitwirkung an meinem Erfolg bei dem Wettbewerb in Italien.
Weltweit gibt es ein großes Interesse für das Marimbaspiel, da mehr und mehr junge Künstler anfangen zu üben und aufzutreten. Dieser Trend und der große Wunsch nach Selbstausdruck durch Melodie und Perkussion ist auch in Bulgarien sichtbar. Die Lehrer der Perkussions-Klassen in den Musikschulen in Sofia, Pleven, Varna, Plovdiv, Bourgas, Stara Zagora und Rousse bereiten ihre Studenten so gut vor, dass sie schon im frühen Erwachsenenalter echte Profis sind, die kunstfertig viele Schlaginstrument beherrschen. Die meisten von ihnen sind so gut vorbereitet, dass sie ihre Ausbildung in den angesehensten Hochschulen der Welt fortsetzen können.
Mit seinem überwältigenden Klangausdruck und der Vision, die in uns lebt, wird die Marimba immer größerers Interesse wecken, sowohl für Perkussions-Künstler, als auch für Leute, die nichts mit klassischer Musik zu tun haben.
Bulgarische Marimbisten und Künstler, die die Höhe der Perkussionskunst erreicht haben und weltweit berühmt sind, in den besten Elite-Orchestern und Hochschulen arbeiten und als Solisten auftreten - Alexander Kamenarov, Georgi Varbanov, Svet Stoyanov, Vassilena Serafimova, Vladimir Petrov, Tatiana Koleva, Kiril Stoyanov, Evgeniya Kavaldzhieva und viele mehr. Ich möchte Kiril Stoyanov danken, weil er zugestimmt hat mir eine seiner Kompositionen für mein Finalstück beim 12. Italy Percussion Competition, 2014, zu geben - natürlich unsere überwältigende Musik aus der Folklore, Bulgarische Tänze - "Madrigal and Horo", ein außergewöhnlichesd Stück, das jeder im Publikum genossen hat.
 
Würdest Du mit uns Deine Zukunftspläne teilen?
 
Ich freue mich sehr meine Ideen und Pläne vorzustellen. Die Barockmusik ist die Basis von vielen modernen Aufführungen. Ich bin Doktorand in der Perkussion-Klasse von Prof. Tatiana Karparova an der "National Music Academy Prof. Pantcho Vladigerov" mit Rektor Prof. Dimitar Momchilov in Sofia, Bulgarien. In meiner Dissertation bearbeite ich als Hauptthema, wie die Möglichkeiten, Interpretationen und Transkriptionen von barocken Kompositionen mit Perkussions-Mallet-Instrumenten sind. Ich arrangiere und trete gerne auf mit einigen der am meisten melodiösen und wichtigen Werken der alten Meister A. Vivaldi, D. Scarlatti, J. Pachelbel, J.S. Bach, usw. Vor zwei Jahren präsentierte ich die Weltpremiere von Antonio Vivaldis Konzert, Sommer aus den Vier Jahreszeiten, das ich für Marimba und Vibraphon transkribiert habe. Hauptsächlich aus diesem Grund, aber auch wegen anderen Konzerten und Werken, die ich eingeführt habe, wurde ich als "Student des Jahres 2012" in der Kategorie "Kultur" von meinem Land Bulgarien ausgezeichnet. Mein letztes Transkriptions-Projekt war das Konzert "La Folia" von A. Vivaldi, das ich für Solo Marimba, Orgel und Streicher-Kammerorchester adaptiert habe. Ich arbeitete in Kollaboration mit einer sehr talentierten jungen Komponistin hier in Bulgarien, Emelina Gorcheva, und die Weltpremiere war in der National Academy of Music, Sofia.
Ich wäre glücklich, wenn Dirigenten oder Komponisten mit uns zusammen arbeiten wollen und wir unsere Erfahrungen in der großen und faszinierenden Welt der Schlaginstrumente austauschen können.
Wenn Ihr wollt, könnt Ihr meine YouTube Seite besuchen und eine Auswahl meiner Werke dort sehen und hören:
www.youtube.com/mpercussion
 
Vielen Dank für das Interview und alles Gute!
 
 
 
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