Logo
Marimba-Portal-Banner
 
 
Start
 
Marimba
 
Musik
 
Interviews
 
Termine
 
Links
 
Kontakt
 

Interview mit Momoko Kamiya

geführt von Evgeniya Kavaldzhieva
aus dem Englischen übersetzt von Paul Grathwohl
 
Marimba soloist Momoko Kamiya Wie bist Du zur Marimba als Soloinstrument gekommen?
 
Ich habe meine ersten Marimba-Stunden bekommen, als ich sieben war, als eine Art Solo Instrument. In Japan ist es recht verbreitet (natürlich nicht im Vergleich zu der Anzahl Kinder, die Klavierunterricht nehmen! Aber ich denke im Vergleich zu anderen Ländern sind es viele.) schon jung Marimba zu spielen. Normalerweise beginnt man mit 2 Schlegeln und lernt transkribierte Stücke mit Klavierbegleitung. Bei mir war es auch so.
Obwohl ich nicht darüber nachgedacht habe, dass ich "Soloparts" lerne, war es genau das, was ich lange Zeit gemacht habe. So bin ich ganz natürlich "als Solist" aufgewachsen (wie gesagt, obwohl ich mir dessen nicht bewusst war! ). Es war ähnlich zu den Kindern, die Geigen-, Cello- oder Flötenunterricht hatten.
 
Du hast sowohl in Japan als auch in den USA studiert. Wie würdest Du die Unterschiede in der Ausbildung in diesen zwei Ländern beschreiben?
 
Es ist lange her... als ich Studentin war!
Ich bin mir sicher, dass es inzwischen viele Veränderungen gegeben hat, die ich als Studentin nicht mitbekommen habe. Bevor ich über diese Thema spreche, muss ich auch sagen, dass ich keine sehr ernsthafte Studentin war, da ich überhaupt nicht über meine Zukunft nachgedacht habe, über die Art von Unterricht, Kursen die ich belegen wollte oder sollte (... So eine Schande !). Ich muss mich entschuldigen, dass ich überhaupt nicht die geeignete Person bin, um auf die Frage zu antworten...!
Aber später habe ich angefangen, an Universitäten in Japan zu unterrichten und manchmal habe ich auch Kurse im Ausland gegeben. Nachdem ich die Lage von der "Lehrerseite" gesehen und einiges von meinen ausländischen Freunden, die an Universiäten in ihren Ländern unterrichten, gehört habe, denke ich, dass die japanischen Universitäten immer noch sehr geschlossen mit ihren eigenen Regeln sind und keine Ausnahmen erlauben. Es scheint so, dass viele Universitäten im Ausland flexibler sind.
Da Japan eine isolierte Insel ist, hatten wir früher nur wenig Information über Konservatorien, Seminare und Festivals im Ausland oder generell musikalische Neuigkeiten besonders aus der Percussion-/Marimba-Welt. Aber jetzt ist es schon wesentlich besser und die Hochschulen und Studenten ändern sich. Langsam, aber besser als garnicht.
 
1995 hast Du zusammen mit Katarzyna Mycka den ersten Preis beim Luxembourg Competition gewonnen. Wie hat dieser Erfolg zu Deiner professionellen Laufbahn beigetragen?
 
Der Preis hat mir sehr geholfen.
Es gab auf der ganzen Welt keinen Internationalen Marimba Wettbewerb bis zu diesem Jahr (1995), als es plötzlich 2 Internationale Marimba Wettbewerbe gab! Der erste war der "1st LHS International Marimba Competition", der zweite der Luxembourg, der einen Monat später stattfand. Vor allem war damals die Marimba immer noch kein weithin bekanntes Instrument. Ich hatte meine Karierre als "Solo Marimbistin" bereits vor 1995 angefangen. Aber sehr oft fand ich mich in der Situation, dass mich Leute fragten "Oh, Sie sind Solistin. Welchen Internationalen Wettbewerb haben Sie gewonnen?", und ich antwortete "Keinen, weil es keine Internationalen Marimba Wettbewerbe gibt". Dann dachten die Leute, ich würde lügen, weil ich ihnen nicht sagen will, dass ich keine Wettbewerbe gewinnen konnte. Realistisch gesprochen gab es viele Leute, die junge Musiker nur nach ihren Wettbewerbserfolgen bewertet haben.
Ich hatte Glück, dass ich den ersten Preis bei dem Luxembourg Wettbewerb gewinnen konnte. Ich hatte Glück, dass es bisher keine japanischen Marimba Solisten gab, die einen ersten Preis bei einem internationalen Wettbewerb gewonnen hatten. Deshalb, nehme ich an, konnte ich für eine Weile einige Aufmerksamkeit der Medien bekommen, was mich zu meinem Agenten verband, mit dem ich immer noch zusammenarbeite (der größte Agent für klassische Musik in Japan), und zur Veröffentlichung meiner ersten CD von einem großen Label führte (PHILIPS 1996). Bis zum Luxembourg Competition war mein Name im Ausland auch überhaupt nicht bekannt. Aber offensichtlich durch das Ergebnis des Wettbewerbs erinnerten sich einige an mich oder hörten dadurch meinen Namen. Das verband mich zu dem, was ich jetzt als Marimbaspielerin tue -- wie beispielsweise, dass ich das Interview von Dir in Würzburg bekomme! (Anmerkung: Evegeniya Kavaldzhieva lebt in Würzburg)
Wo wir über den Luxembourg Competition sprechen: Ich hatte die Ehre letztes Jahr dorthin als Jurymitglied zurückzukehren. Als ich 1995 Teilnehmer war, war ich dem Wettbewerb so dankbar für seine Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit. Und dieses Jahr in der Jury habe ich wieder erkannt, was für ein wunderbarer Wettbewerb es ist. Prof. Paul Mootz, der den Wettbewerb organisiert, und alle Mitarbeiter sind so nett, aufrichtig und ernsthaft und stolz solch einen wunderbaren Wettbewerb durchzuführen. Ihre Bemühungen haben den Wettbewerb zu so einem hochklassigen gemacht. Ich bin sehr froh, dass ich in so einer großartigen musikalischen Szene teilhaben konnte, sowohl als Kandidatin als auch als Jurymitglied. Ich hoffe diese guten Erfahrungen in einem Wettbewerb haben mich gut beeinflusst, so dass ich es schaffe weiterhin zu versuchen, für die "nächste Generation" den Weg zu bereiten.
 
Du hast ein sehr umfangreiches Repertoire und zahlreiche neue Kompositionen beauftragt. Wie ist Dein Ansatz, wenn Du ein neues Stück lernst?
 
......! Nichts besonderes, denke ich!
Ich bekomme die Noten, ich lese sie zuerst. Da ich keine gute "Notenleserin" bin, mache ich diese Arbeit oft, indem ich den Noten auf dem Instrument folge (die Noten vom Blatt spiele). Nachdem ich die Noten einmal gespielt habe, beginne ich die Details zu lernen -- viel Arbeit! Ein neues Stück zu lernen ist für mich oft wie das Lesen eines Puzzles, oder Labyrinths. Es kann einfach sein, die geschriebenen Noten zu lesen -- wenn ich Glück habe! Sehr oft ist es schon SEHR schwere Arbeit die Noten zu lesen! -- aber je mehr ich sehe, desto mehr beginne ich die versteckten Geheimnisse zu finden, die manchmal nicht in den Noten gedruckt sind. Oder vielleicht sind sie es, aber ich konnte sie nicht sehen, bis ich die Musik gut genug kennengelernt habe! Das ist nicht immer ein einfacher Job, aber das ist für mich der spaßige und fantastische Teil beim Musiklernen.
Meistens kontaktiere ich den Komponisten erst nachdem ich selbst die Noten zum ersten Mal gelesen habe, da ich sehen will, was für Bilder in mir beim Vom-Blatt-Spielen entstehen ohne die Gedanken des Komponisten zum Stück zu kennen (ob besondere Geschichten dahinterstehen oder nicht).
Wenn ich eine Komposition in Auftrag gebe, treffe ich mich normalerweise mit dem Komponisten, um über das Stück zu sprechen, bevor er/sie anfängt zu komponieren.
 
Was meinst Du zur Entwicklung der Marimba-Literatur und dem Interesse von mehr und mehr Komponisten an diesem Instrument?
 
Im Vergleich zu meiner Studentenzeit gibt es jetzt sehr sehr viel mehr Marimba Musik, was großartig ist!
Aber sie ist in gewisser Weise immer noch abgeschlossen.
Die Spielmöglichkeiten auf der Marimba sind vielen Komponisten noch immer nicht vertraut und ich hoffe, dass Marimba Musik für sie zugänglicher wird. Wir sehen viele Marimba Stücke, die von Marimba-Spielern und Perkussionisten komponiert sind, was großartig ist! Meistens sind sie so gut geschrieben, ohne unmögliche Techniken zum Spielen des Stücks vorauszusetzen, und sehr effektiv in Bezug auf den Klang, da der Komponist sehr genau über das Instrument Bescheid weiß.
Ich hoffe, das führt auch Komponisten, die nicht Marimba-Spieler/Perkussionisten sind, zum Instrument und dazu, dass wir weitere tolle Stücke von Marimba-Spielern/Perkussionisten haben werden.
 
Vielen Dank für das Interview und alles Gute!
 
 
 
Besucher:
 
© 2006 by Marimba-Portal.de